Susann Brennero 
Autorin

Phrasen und Flosklen-  überflüssig oder Teil unserer reichen Sprachkultur?

Phrasen und Flosklen-  überflüssig oder Teil unserer reichen Sprachkultur?
Sprache im Wandel der Zeit


Wir leben in einer Zeit, in der es Trend zu sein scheint, herkömmliche Phrasen und Floskeln bewusst zu vermeiden. Immer wieder erlebe ich, wie Menschen sich gegenseitig auf verwendete Phrasen aufmerksam machen und sich gegenseitig rügen: „Das ist doch eine abgedroschen Phase. So etwas sagt man doch heute nicht mehr!“
Sicherlich gibt es viele Redewendungen, die wirklich ein wenig abgegriffen sind, weil sie bei jeder Gelegenheit verwendet werden. Typische Beispiele für Phrasen sind Sätze und Formulierungen wie

Die Zeit rennt
Aller Anfang ist schwer
Im Eifer des Gefechts
In diesen modernen Tagen
In alle Richtungen
Auf jeden Fall
Um es auf den Punkt zu bringen
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm


Phrasen im alten Rom


Den Begriff Phrase gab es schon bei den alten Römern und den Griechen. Während das Wort zunächst eine Redewendung bezeichnete, änderte sich die Bedeutung im Laufe der Zeit. Eine Phrase ist in diesen modernen Tagen ein leeres und daher überflüssiges Gerede. Der Phrasendrescher ist laut Duden eine „männliche Person, die wohltönende, aber nichtssagende Reden führt“. Das Problem scheint es auf jeden Fall schon länger zu geben.


Sprache in 100 Jahren - Phrasen im Wörterbuch


Aber bringen wir uns nicht selbst um unseren Sprachreichtum, wenn wir streng jegliche Phrase vermeiden? Macht es wirklich Sinn, Allerweltsfloskeln bewusst nicht mehr zu verwenden? Und wann werden diese Phrasen vergessen sein und nur noch als altmodische Wortwendung wahrgenommen werden? Sind wir auf dem Weg von der modernen Sprache in eine Postmoderne, sodass unsere heutige Sprachwelt schon bald wie das Mittelhochdeutsche nur noch für wenige Menschen verständlich sein wird? Lernen in 100 Jahren die Studierenden der Germanistik unsere derzeit verpönten Phrasen als Vokabeln einer untergegangenen deutschen Sprachvariante? Sprache ist immer im Wandel. Das liegt in der Natur des Menschen. Sonst würden die Italiener heute noch Lateinisch und die Griechen Alt-Griechisch sprechen. Schaffen wir unsere moderne Sprache selbst ab wie die alten Römer und die alten Griechen? Und wer legt eigentlich fest, wie ein schöner Sprachstil klingen sollte? Und was passiert, wenn die Algorithmen der Künstliche Intelligenz anfangen, unsere Sprache zu beeinflussen?


Plädoyer für Phrasen


Ich plädiere daher heute - mit einem Augenzwinkern - für die maßvolle Verwendung von sogenannten Phrasen als Teil unserer Sprachkultur, da dies sonst vielleicht niemand mehr macht! Zum Thema Reichtum unserer Sprache wissen auf jeden Fall die Mörderischen Schwestern viel. Die Mörderischen Schwestern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich sind in 2024 auch auf der Berliner Buchmesse zu finden. Daher geht es hier im Blog weiter mit dem nächsten Beitrag zum Thema: Mörderische Schwestern e.V. auf der Berliner Buchmesse

Bis bald!