Susann Brennero 
Autorin

Vampire, Fledermäuse und fleischfressende Pflanzen


Vampire, Fledermäuse und fleischfressende Pflanzen

Die Faszination an der Jagd auf andere Lebewesen

Bei dem Wort Vampir fällt den meisten Menschen ein Wesen ein, das gerne das Blut lebendiger Menschen trinkt. In der Vorstellung von Jung und Alt kann ein Vampir außerdem nur in der Dunkelheit existieren, weil er im Sonnenlicht zu Staub zerfällt. Genauso gefährlich für einen Vampir ist der Geruch von Knoblauch oder der Anblick eines Kruzifixes. Diese Eigenschaften haben viele Vampire, die berühmte und weniger berühmte Literatinnen und Literaten erfunden haben. Auf jeden Fall ist das Aussehen von literarischen Vampiren unheimlich, weil ihre Haut mangels eigenem Blut hell schimmert. Zudem gelten Vampire als gefährlich, weil sie sich nachts auf die Jagd nach Menschen machen. Während sie selbst das Blut ihrer Opfer genießen, müssen die „Gebissenen“ sterben oder selbst die Existenz als Vampir wählen. Wenn Vampire gerade einmal nicht auf der Jagd sind, schlafen sie in ihrem persönlichen Sarg. In Romanen gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Variationen an Vampiren, die durch die Zeit reisen, mit Vampirjägern kämpfen und sogar Freundschaft mit den Lebenden schließen.


Mythos Vampir - erwachter Leichnam ohne Herzschlag


Auf der Suche nach dem Ursprung des Mythos Vampir stoßen Forscher auf eine Vielzahl von Erklärungen. In der Natur gibt es auf jeden Fall ein Lebewesen, das sich wirklich von Blut ernährt. Die Vampirfledermäuse leben von dem Blut ihrer Opfer, die sie mit ihren scharfen Zähnen anritzen, so wie die Sammler von Ahornsirup die Ahornbäume anzapfen. Ein ganzes Schnapsglas voller Blut vertragen die kleinen Fledermäuse in einer einzigen Nacht. Im Gegensatz zu den mythischen Vampiren, die auch als Untote bekannt sind, sind die Vampirfledermäuse aber lebendige Lebewesen, deren Herz schlägt.


Im dunklen Erdreich verwurzelte Carnivoren


Neben der Fauna gibt es auch in der Flora eine berühmte Spezie, die Blut in kleinen Mengen verspeist, in dem sie den ganzen Körper von Insekten frisst. Die fleischfressenden Pflanzen locken ihre Opfer anstatt sie zu jagen. So hat jedes Wesen in der Natur seine eigene Art und Weise, sich von anderen Lebewesen zu ernähren. Eine der berühmtesten fleischfressenden Pflanzen ist die Venusfliegenfalle, deren Klappen zuschnappen, wenn sie von Beute wie Fliegen berührt werden. Bis zu zehn Tage dauert das Fressen und Verdauen bis sich die Klappen mit den an Zähne erinnernden Stacheln für die nächste Mahlzeit wieder öffnen. Warum diese fleischfressende Pflanze nach der römischen Göttin der Liebe benannt ist und nicht zum Beispiel Vampirfliegenfresser heißt, lässt viele Gedanken zu.


Realität und Fiktion - Wandel von Wortbedeutungen


Während Kannibalen noch heute in manchen Regionen dieser Welt eine echte Gefahr sein können, sind die mythischen Vampire als Figuren in fiktiven Gruselgeschichten eher unterhaltsam. Wenn aber die Presse einem Mörder den Titel Vampir gibt, gilt es genau zu lesen! Mörder stellen immer eine Gefahr dar!
Die Bandbreite an Wortspielen zum Thema Vampir reicht von albernen Mythen von Untoten, die im richtigen Rahmen zur Unterhaltungsliteratur werden, über das Tierreich und das Pflanzenreich bis zur bitterbösen Realität. Daher gilt es, wie immer in der Sprache, bei der Verwendung diese Wortes genau achtzugeben.


Klang der Worte


Andererseits sind es doch auch die kleinen Nachlässigkeiten, die unsere Sprache so lebendig machen. Worte verändern im Laufe der Jahrhunderte ihre Bedeutung, verschwinden und kommen manchmal auch wieder. Allein der Vergleich einer Ausgabe des Dudens aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts und der aktuellen Neuauflage macht die zum Teil rasante Weiterentwicklung unserer Sprache deutlich. In vielen Romanen gibt es altmodisch scheinende Worte zu entdecken, die Autorinnen und Autoren auch absichtlich verwenden, um eine vergangene Zeit aufleben zu lassen. Beispiele aus meiner Feder finden sich unter anderem im „Mord am Kaiserteich“, in dem Anna Maria Luisa de’ Medici in der Geisterstunde zu Wort kommt, und in „Der Vampir vom Niederrhein - Peter Kürten“, in dem ein Reporter Zeitungsartikel in den Jahren 1929 bis 1931 über die Jagd auf den Mörder schreibt. Wie diese Sprache der Vergangenheit klingt, gab es auf einer der Europa-Lesung des VS am 24.08.2024 auf dem Kunst- und Kulturfest in Elkes Art Salon zu hören. Und genau dieses Fest mit der VS-Lesung könnte Anlass für ein unvorhergesehnes Unwetter gewesen sein, das zum Abbruch des Lichterfestes Schloss Benrath geführt hat. Ideale Bedingungen für Untote, die das Licht nicht mögen und gerne im Dunkeln geistern. Aber zu einem möglichen Fluch der Medici mehr im nächsten Beitrag: Europa-Lesung des VS nach der EURO 2024 in Elkes Art Salon am 24.08.2024

Bis bald!